SAP bietet zurzeit zwei vollwertige Lösungen zur Personalverwaltung: SAP HCM und SAP SuccessFactors. Die beiden Lösungen weisen jedoch einige wichtige Unterschiede auf. Im folgenden Beitrag gehen wir näher darauf ein.
Was ist SAP HCM?
SAP HCM (Human Capital Management) ist eine On-Premise-Lösung für die umfassende Personalverwaltung. Mit dieser Lösung können Sie die HR-Prozesse in Ihrem Unternehmen automatisieren und effizienter gestalten. Beispiele für Unternehmensbereiche, die Sie mit SAP HCM verwalten können, sind: Personaladministration, Personalzeitwirtschaft oder das Talentmanagement. Die Lösung wird seit über zwei Jahrzehnten von vielen grossen und mittelständischen Unternehmen zur Bewältigung ihrer täglichen und strategischen Aufgaben eingesetzt. Beispiele für Module, aus denen SAP HCM besteht, sind:
- Personalverwaltung (PA)
- Personalabrechnung (PY)
- Personalzeitwirtschaft (PT)
- Organisationsmanagement (OM)
Was ist SAP SuccessFactors?
SAP SuccessFactors ist eine Software-Suite, die zur jüngeren SaaS-Generation gehört und die das gesamte Spektrum der modernen Personalaufgaben abdeckt. Es ist eine Human Experience Management (HMX)-Software, auf die SAP strategisch setzt. Die cloudbasierte Software besteht aus mehreren Kernmodulen und eignet sich für das Management des gesamten Mitarbeiterlebenszyklus. Unternehmen können damit geeignetes Personal finden, einarbeiten und weiterentwickeln. Beispiele für SuccessFactors-Module sind:
- Recruiting
- Onboarding
- Performance & Goals
- Analytics
- Compensation
- Employee Central
- Learning
- Succession & Development
Wie unterscheiden sich SAP HCM und SAP SuccessFactors?
Auch wenn die beiden SAP-Lösungen dazu geeignet sind, Personalaufgaben umfassend zu verwalten, bestehen zwischen ihnen teils erhebliche Unterschiede.
Betriebsmodus
SAP HCM wird On-Premise betrieben. Dies ermöglicht es einem Unternehmen unter anderem, seine HR-Prozesse individueller und umfassender abzubilden. SuccessFactors hingegen ist cloudbasiert. Unternehmen müssen daher einige Einschränkungen bei der Individualisierung der Prozesse hinnehmen, da sich der Gestaltungsspielraum im Wesentlichen auf die erhältlichen Konfigurationsoptionen erstreckt. Dafür greift SuccessFactors stärker auf Best Practices zurück, was die Implementierung und Einarbeitung erleichtert.
Innovation
Bei SuccessFactors stehen neue, innovative HR-Ansätze und -Funktionen im Vordergrund. So bilden SuccessFactors-Module moderne HR-Aufgaben wie Zielvereinbarungen, Talentmanagement und Weiterbildung detailreich ab. Auch Künstliche Intelligenz (KI) – wie etwa die Unterstützung durch den Chatbot SAP Joule - ist in SuccessFactors integriert. Des Weiteren verfügt die HR-Lösung über eine modernere Benutzeroberfläche. SAP HCM hingegen setzt häufig noch auf das in die Jahre gekommene und umständlich zu bedienende SAP GUI. Ein Wechsel auf die Nachfolgelösung SAP Human Capital Management for S/4HANA (H4S4) kann hier jedoch Abhilfe verschaffen. Damit stehen den Anwendern mehr Funktionen wie beispielsweise Fiori-Apps zur Verfügung.
Investitionshöhe
Ein weiterer Punkt sind die hohen Initialkosten bei der Einführung von SAP HCM und H4S4, da On-Premise-Lizenzen erworben werden müssen. Hinzu kommen Kosten für den Support und Wartung. Auf der anderen Seite können Sie SAP HCM individualisieren und komplexe Aufgaben lösen. Beispielsweise kann die Lösung komplexe Sozialversicherungsmodelle oder Nuancen in Tarifverträgen berücksichtigen.
Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen detaillierteren Überblick.
SAP HCM | SAP SuccessFactors | |
Funktionsfokus | Eher herkömmliche transaktionale HR-Prozesse | Mehr das Management der Employee Experience |
Implementierung | On-Premise (auf eigenen Servern oder in der Private Cloud); hybrid (On-Premise, dazu können einzelne Module als SaaS betrieben werden) | In der Cloud (als SaaS-Lösung) |
Integration mit der ERP-Lösung | Enge Verzahnung mit SAP ECC und S/4HANA (in der H4/S4-Version) | S/4HANA |
Ausmass der Individualisierbarkeit | Sehr hoch | Begrenzt. Der Schwerpunkt liegt mehr auf Best Practices. |
Kosten | Höhere Einstiegskosten sowie laufende Kosten für Systempflege und Wartung | Geringere Investition am Anfang. Geringere und gleichmässige Kosten durch das Abo-Modell. Langfristige Kosten können unter Umständen hoch sein. |
Benutzeroberfläche | Traditionelles SAP GUI (vermehrt Fiori bei H4/S4). Bei SAP GUI ist die Bedienung oft weniger benutzerfreundlich. | Moderne, benutzerfreundliche Web-Oberfläche |
Mobiles Arbeiten | Mobiles Arbeiten ist eingeschränkt. Um mobiles Arbeiten zu ermöglichen, sind oft spezielle Erweiterungen oder der Einsatz von Fiori Apps erforderlich. | Ist für das mobile Arbeiten optimiert. |
Analytics | Eingeschränkte Analytics-Optionen. Eine Integration mit der SAP Analytics Cloud (SAC) kann jedoch Abhilfe verschaffen. | Fortgeschrittene Analytik-Funktionen. |
Updates und Upgrades | Der Update-Zyklus ist länger. Die Durchführung von Updates und Upgrades liegt im Zuständigkeitsbereich des Kunden. | Werden von SAP automatisch eingespielt (halbjährlich). Keine Wahlmöglichkeit. |
Zielgruppe | Mittlere bis grosse Unternehmen | - Kleine, mittlere und grosse Unternehmen - Für kleinere Unternehmen bietet «Smart-Start» eine vereinfachte und kostengünstigere Implementierung. Manche Module haben jedoch Mindestanforderungen (100+ Nutzer) |
Anpassung/ Konfiguration | Mithilfe von SAP GUI/IMG | Über Provisioning und das SAP SuccessFactors Admin Center |
Support | Bis 2027 (regulär) und bis 2030 (erweitert); H4S4 bis mindestens 2040 | Kein offizielles Supportende. Es ist davon auszugehen, dass der Support über 2040 hinausgeht. |
Fazit
Sowohl SAP HCM als auch SAP SuccessFactors sind Lösungen, mit denen moderne Unternehmen ihre tagtäglichen und strategischen Aufgaben bewältigen können. Sie haben jedoch einen unterschiedlichen Fokus. Während SAP HCM eher die klassischen Kernaufgaben im HR abdeckt, unterstützt SAP SuccessFactors vordergründig moderne HR-Ansätze und Technologien. Umfangreiche Analytics-Funktionen und mobiles Arbeiten sind Beispiele dafür. SAP HCM wiederum verfügt über die Fähigkeit, individuelle und komplizierte Prozesse im Personalmanagement besser abzubilden. Wenn ein Unternehmen, das S/4HANA eingeführt hat, eine neue HR-Lösung benötigen sollte, die auf Cloud-Technologien basiert, kann SuccessFactors die richtige Wahl sein. Für Unternehmen, die bereits SAP HCM nutzen und auf S/4HANA migrieren möchten, kann H4S4 eine gute Alternative sein. Auch hybride Ansätze mit der Anbindung von SuccessFactors an das SAP HCM / SAP H4S4 ist ein mögliches Szenario.
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von Andreas Haas
Dienstag, 18.6.2024