Gefahr der Filterblasen

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Gefahr der Filterblasen: Wie Algorithmen unsere Weltanschauung beeinflussen (Teil 3/3)

Dienstag, 2.3.2021

Menschen filtern unbewusst Informationen. Sie besuchen eher Webseiten, auf denen ihre Ansichten bestätigt werden und klicken auf Artikel, die ihren Wertvorstellungen entsprechen. Man schaut sich also oft nur Inhalte an, die zum eigenen Weltbild passen. Schnell besteht so die Gefahr, in einer Online-Filterblase gefangen zu sein. Worum es sich dabei genau handelt, und wie man das vermeiden oder verhindern kann, klären wir in diesem letzten Teil unserer aktuellen Blogserie zur Digitalisierung in der Corona-Zeit.

Seien wir ehrlich, niemand lässt sich gern sagen, was einem an sich nicht gefällt. Und so wirklich müssen wir dies in den sozialen Medien auch nicht mehr. Denn die Algorithmen von Facebook und Co. machen es uns mittlerweile sehr leicht, unsere eigene Welt zu schaffen. Deshalb kommt es vor allem online immer mehr zum Phänomen der Filterblasen. Zurück geht der Begriff auf den Internetaktivisten Eli Pariser, welcher darüber im Jahr 2011 ein Buch veröffentlichte. Laut Eli Pariser entsteht die Filterblase durch die algorithmische Voraussage von Informationen, die ein User finden möchte. Oft als Synonym verwendet wird der Begriff Echokammern, welcher aber eine etwas andere Bedeutung hat. Mit Echokammern ist ein Raum gemeint, in dem die eigene Meinung gespiegelt und nicht mit anderen Meinungen konfrontiert wird.

Die Funktionsweise von Filterblasen

Ist Ihnen bewusst, dass Sie in Ihren sozialen Netzwerken nur die Inhalte angezeigt bekommen, welche die Plattform als relevant für Sie empfindet und daher an Sie ausspielt? Doch wie kommt die Plattform an diese Informationen? Grundsätzlich sehr einfach, indem die Plattformen sehr viele Nutzerinformationen wie z.B. das Klickverhalten, den Suchverlauf, Likes und vieles mehr sammeln und entsprechend auswerten. All diese Informationen ergeben dann ein sehr genaues Persönlichkeitsprofil, zudem wird dieses Profil mit jedem „Like“ aktualisiert. Es ist also so, dass die Plattformen zu jeder Person ein individuelles Persönlichkeitsprofil führen und dementsprechend immer auch andere Inhalte ausgespielt werden. Bei keiner Person sieht der Newsfeed gleich aus. Sie können das bei einem Versuch gerne einmal ausprobieren und mit einer Person vergleichen, die entweder sehr ähnlich oder komplett verschieden „tickt“ wie Sie selbst.

Ziel des Algorithmus ist es immer, uns so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Je länger wir uns auf der Plattform bewegen, desto mehr Werbung konsumieren wir und desto mehr verdienen die Plattformen. Suchen wir also nach bestimmten Themen, werden wir automatisch immer wieder mit neuen Inhalten versorgt. Facebookt hat sogar eingestanden, dass emotionale Botschaften bevorzugt ausgespielt werden als z.B. reine Nachrichtenposts. Wie genau die Algorithmen der verschiedenen Social Media Plattformen funktionieren, weiss abgesehen von den Programmierern der Plattformen selbst allerdings niemand. Das ist deren Betriebsgeheimnis und wird nicht bekanntgegeben.

Bedrohen Filterblasen unsere Demokratie?

Wir habe wenig Kontrolle darüber, was uns bei Google oder in den Sozialen Medien angezeigt wird. Genau in diesem Punkt besteht auch die Gefahr. Wir sehen bedingt durch die selektiven Algorithmen nurnoch das, was unsere Meinung bestärkt. Gegenteilige Meinungen und Ansichten werden komplett ausgeblendet. Suchmaschinen zeigen bevorzugt Seiten an, die wir schon kennen. Wir stecken also in unserer eigenen Filterblase fest.

Es gibt mittlerweile viele Beispiele, bei denen solche Mechanismen grosse Auswirkungen gehabt haben. Man denke da zum Beispiel an den US-Wahlkampf von Donald Trump im Jahr 2016, wo gezielt mit verschiedenen Social Media-Werbekampagnen die Leute beeinflusst wurden. Oder auch beim Brexit hatten insbesondere Facebook und Twitter einen grösseren Einfluss als bisher angenommen. In der aktuellen Corona-Pandemie gibt es wieder ähnliche Tendenzen zu beobachten. Gerade in Krisenzeiten haben Verschwörungstheorien einen sehr hohen Zulauf, stark befeuert durch Social Media. Man kann also Tendenzen erkennen, bei der eine Gefahr für die Demokratie besteht und die freie Verbreitung unterschiedlicher Meinungen nicht mehr gewährleistet ist. Doch brauchen und wollen wir das überhaupt? Läuft es im realen Leben nicht genauso ab?

Wir wählen unsere Freunde und unser Umfeld ja auch nach Sympathie und gemeinsamen Interessen aus. „Analoge“ Filterblasen gab es also wohl auch schon vor der Zeit des Internets. Viele halten dagegen, dass Social Media nicht die einzige Informationsquelle ist, vielmehr spielt das Umfeld und andere Quellen eine ebenso entscheidende Rolle. Es ist vermutlich auch von Land zu Land unterschiedlich. In einigen Ländern sind die Medien so gespalten, dass eine objektive Berichterstattung kaum mehr möglich ist. In der Schweiz oder auch in Deutschland ist das allerdings mit unseren relativ unabhängigen Medien glücklicherweise nicht stark ausgeprägt.

Es sollte allen bewusst sein, dass online immer eine Beeinflussung auf irgendeine Weise stattfindet. Ohne die heutigen Algorithmen wäre bei der heutigen riesigen Informations-Flut im Netz ein völliger Informations-Overflow die logische Konsequenz. Somit haben die Filter- Algorithmen auch eine positive Seite: sie funktionieren wie die selektive Wahrnehmung in unserem Gehirn, das einen Overflow der permanent auf uns einwirkenden Sinneseindrücke erfolgreich verhindert.

Wie stark sich dieser Effekt auf unser Handeln und unsere Entscheide auswirkt, ist nicht wirklich erwiesen und auch nur sehr schwer messbar. Grundsätzlich ist es aber jedem selbst überlassen, wie stark er sich persönlich beeinflussen lässt. Das Internet kann mit seinen unendlichen Informationen zu einer deutlich höheren Meinungsvielfalt beitragen. Jeder selbst muss dafür aber aktiv sein und unbedingt unterschiedliche Quellen für die Recherche nutzen.

Was kann man dagegen tun?

Es gibt Wege, wie man sich aus der „Umklammerung“ der Filterblase wieder lösen kann. Wichtig ist vor allem, dass man sich dem Phänomen überhaupt bewusst ist und wir auch unser eigenes Medienkonsumverhalten regelmässig reflektieren. Grundsätzlich kann man mit dem eigenen Surfverhalten im Netz schon vieles selbst regeln, indem man sich immer mit unterschiedlichen Ansichten und Meinungen befasst und auch danach recherchiert. So kann man beispielsweise neben Google auch andere Suchmaschinen nutzen, oder bei Facebook politisch verschiedenen Parteien folgen, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten. Eine gesunde Medienvielfalt ist somit vermutlich die beste Antwort auf die Frage, wie wir uns vor der Filterblase schützen können.

Es gibt aber auch auf technischer Ebene einige Dinge, die man tun kann. So lassen sich mit Add-Ons gewisse Trackingmöglichkeiten des eigenen Surfverhaltens deaktivieren. Auch bei den Suchmaschinen gibt es entsprechende Möglichkeiten.

Trotz der drohenden Filter-Bubble – es lohnt sich immer über den eigenen Tellerrand zu blicken.

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