Vergleich Betriebsmodelle für SAP S/4HANA

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Licht im «Cloud-Dschungel» - Vergleich der Betriebsmodelle für SAP S/4HANA

Dienstag, 21.4.2020

In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen umfassenden Vergleich der möglichen Betriebsmodelle für SAP S/4HANA. 

(Letztes Update: 24.02.2021)

SAP S/4HANA allgemein

SAP spricht bei S/4HANA immer von «One Code Line». Das bedeutet, dass die klassische on premise Lösung S/4HANA Enterprise Management rein von der Softwareseite her betrachtet völlig identisch ist mit der S/4HANA Cloud. Das vereinfachte Datenmodell von S/4HANA sowie die moderne Benutzeroberfläche SAP Fiori ist sowohl in der Cloud als auch in der on premise Version absolut konsistent und identisch. SAP betont diese stringente Grundlage explizit: «ONE Code-line, ONE Data Model, ONE Semantic, ONE User Experience».

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SAP bietet damit den Kunden völlige Wahlfreiheit hinsichtlich des Betriebsmodells: von der vollen Software-as-a-Service (SaaS) in der SAP S/4HANA Cloud, bis hin zum Betrieb auf dem eigenen Server als SAP S/4HANA AnyPremise (on any infrastructure).

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SAP S/4HANA ist eine «In-Memory» Lösung und bietet neue Geschäftsmöglichkeiten bei gleichzeitiger Vereinfachung der IT-Landschaft. Die folgenden Punkte sollten bei der Auswahl der richtigen SAP S/4HANA-Lösung in die Überlegungen einbezogen werden:

  • IT-Strategie
  • Innovationszyklen
  • Anpassungs- / Upgrade-Aufwendungen
  • TCO
  • Kommerzielle Modelle
  • Business Funktionalität
  • Regulatorische, industrielle und regionale Anforderungen
  • Individualisierungsmöglichkeiten

Betriebsmodelle

SAP unterteilt die möglichen Betriebsmodelle für SAP S/4HANA in zwei verschiedene Optionen:

  1. As a Service (Cloud ERP, SaaS)
  2. As a Product (ERP AnyPremise, on any infrastructure)

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Die beiden Betriebsmodelle unterscheiden sich entlang der Dimensionen «Grad der Standardisierung» und «Grad der Flexibilität». So bietet ein S/4HANA AnyPremise im eigenen Rechenzentrum ein ganz anderes Mass an Flexibilität als das Pendant in der Cloud. Erkauft wird diese hohe Flexibilität durch eine im Vergleich zur Cloud Version geringere Standardisierung. Schlussendlich muss jeder Kunde für sich diese Rechnung machen und dabei diese beiden Dimensionen gegeneinander und vor allem gegenüber seinen Anforderungen abwägen. Der Trend geht jedoch seit einigen Jahren klar in Richtung Standardisierung und damit zum Betriebsmodell «As a Service» (Cloud), da die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt haben, dass eine hochflexible kundenspezifische Implementierung langfristig zu deutlich höheren TCO führen.

«As a Service»

SAP stützt sich bei der Definition von Cloud ERP im Allgemeinen auf die Definition von Gartner für Software-as-a-Service (SaaS). Allerdings kennt SAP zwei verschiedene Ausprägungen in der Kategorie Cloud ERP, die grosse und vor allem beachtenswerte Unterschiede aufweisen.

  • SAP S/4HANA Cloud: Diese Variante wurde früher mit dem Begriff «SAP S/4HANA Public Cloud», «MTE» (Multi Tenant Edition) oder «ES» (Essential Edition) umschrieben und meint die echte SaaS-Variante mit den entsprechenden Ausprägungen: Hochstandardisierte, mandantenfähige Cloud-Services für ausgewählte Line of Business- und Industrieszenarien sowie mit einen umfassenden ERP-Funktionsumfang. Ziel dieses Betriebsmodells: Absolute Cloud Standardisierung, maximale Skalierbarkeit und schnelle Innovation zu niedrigsten TCO.

    Da es sich bei dieser Variante um eine echte SaaS Lösung handelt, ist auch der Funktionsumfang in Relation zu den anderen Varianten eingeschränkt. Es stehen die klassischen ERP-Kernfunktionalitäten sowie ausgewählte «Line of Business» (LOB) Prozesse zur Verfügung, die im Rahmen von sogenannter «Business Configuration» auf gewisse Kundenspezifikas angepasst werden können. Hinsichtlich der Branchenabdeckung stehen derzeit nur einige wenige Ausprägungen zur Verfügung: Professional Services, Public Service, Component Manufacturing und Oil & Gas. Weitere Branchenlösungen sind geplant.

    Auch hinsichtlich der Erweiterbarkeit sind in der SAP S/4HANA Cloud deutliche Einschränkungen im Vergleich zu den anderen Varianten vorhanden. Grundsätzlich können Erweiterungen mit dem S/4HANA Extensibility Framework oder mit Hilfe der SAP Business Technology Platform (BTP) über ein vordefiniertes Set an API’s («whitelisted API’s) gemacht werden.

    Der Zugriff auf dieses System durch den Kunden erfolgt ausschliesslich über SAP Fiori und damit über einen Web Browser. Es gibt keinen Zugang zum System via SAP GUI und zum Konfigurationsleitfaden (IMG). Die Konfiguration erfolgt über eigene Customizing-Wizzards auf Basis von Fiori-Kacheln.

    Der grosse Vorteil dieser Variante liegt in der hohen Innovationsfrequenz der Lösung. Bis zu vier Mal pro Jahr (im Minimum zwei Mal pro Jahr) wird die Lösung automatisch auf das neueste Release angehoben und der Kunde erhält somit jeweils neue und innovative Prozesse praktisch «frei Haus» ausgeliefert. Der Kunden hat de facto kein Wahlrecht, ob und wann er auf das aktuelle Release wechselt.

    Der Weg in die SAP S/4HANA Cloud kann ausschliesslich durch eine vollständige Neuimplementierung (Greenfield) erfolgen.

    Die SAP S/4HANA Cloud ist eine echte Mehrmandanten-Landschaft im Rahmen einer auf viele Kunden aufgeteilten Public Cloud Infrastruktur und bietet damit tiefste TCO und «fastest time to value».

    Die Lizenzierung dieses Betriebsmodells erfolgt über eine periodische Subscription-Fee (Mietgebühr) und umfasst sämtliche Kosten mit Ausnahme der Implementierungsaufwendungen. In dieser Mietgebühr sind somit insbesondere die Infrastrukturkosten, die Lizenzen, die Wartungsgebühren, die Backupkosten, die Betriebskosten, etc. enthalten. 

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  • SAP S/4HANA Cloud, private edition: Diese Variante wurde früher mit dem Begriff «SAP S/4HANA Private Cloud», «STE» (Single Tenant Edition) oder «EX» Extended Edition umschrieben. Die hier vorliegende Variante SAP S/4HANA Cloud, private edition, zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus: Standardisierung, TCO und Skalierbarkeit der Cloud kombiniert mit dem vollen Funktionsumfang, der Erweiterbarkeit und der Reichweite der S/4HANA-Lösung. Ziel dieses Betriebsmodells: Cloud-Standardisierung und Skalierbarkeit zu attraktiven TCO.

    Im Unterschied zur SAP S/4HANA Cloud umfasst die SAP S/4HANA Cloud, private edition, das klassische S/4HANA ERP-System mit vollem Funktionsumfang (identisch zu S/4HANA ERP AnyPremise) sowie alle verfügbaren Branchenlösungen und Länderausprägungen. Zudem kann diese Version angepasst (Customizing) und erweitert (Extensibility) werden, - Modifikationen am Sourcecode sind möglich, werden jedoch nicht empfohlen. Die Erweiterungen können dabei über das in S/4HANA bestehende ABAP-Framework (In-app extensibility) und als Side-by-side extensibility im Rahmen der SAP Business Technology Platform (vormalige SAP Cloud Platform) erfolgen, mit sehr grossen Erweiterungsmöglichkeiten.

    Der Zugriff auf dieses S/4HANA-System kann über SAP Fiori und auch über das konventionelle SAP GUI erfolgen. Die SAP S/4HANA Cloud, private edition, bietet vollen Zugang zum Customizing (IMG) und zum SAP-Repository. Zudem kann das System über konventionelle Kanäle (z.B. via VPN) erreicht werden und erleichtert somit ungemein die Realisierung von Schnittstellen, die Anbindung von Umsystemen und die Datenmigration.

    SAP stellt ein Upgrade pro Jahr zur Verfügung. Der Kunden kann selber entscheiden, ob er ein neues Release einspielt. Jedoch muss jeder Kunde mindestens einmal in fünf Jahren auf das neueste Release upgraden, was der klassischen Dauer der Standardwartung (mainstream maintenance) entspricht.

    Die SAP S/4HANA Cloud, private edition, vereint somit die Flexibilität und Erweiterbarkeit einer on premise Lösung mit der Standardisierung und Innovationsfrequenz einer modernen SaaS Lösung.

    Der Weg in die SAP S/4HANA Cloud, private edition, kann wahlweise durch eine vollständige Neuimplementierung (Greenfield), eine Migration (Brownfield) oder durch eine «Selectice Data Transition» (Bluefield) erfolgen. 

    Die SAP S/4HANA Cloud, private edition, ist keine Mehrmandanten-Landschaft, sondern jeder Kunde wird auf seiner eigenen und explizit ihm zugewiesenen Cloud Infrastruktur betrieben. Der Kunden kann jedoch frei aus einer umfassenden Liste von weltweiten Datacenters wählen, da SAP den Betrieb dieser Lösung vornehmlich bei den gängigen Hyperscalern (AWS, Azure, Google, Alibaba) vorsieht, jedoch auch den Betrieb in den eigenen Rechenzentren der SAP ermöglicht. Das führt insbesondere beim Betrieb bei den Hyperscalern zu grundsätzlich tiefen TCO und zu «fast time to value».

    Die Lizenzierung dieses Betriebsmodells erfolgt über eine periodische Subscription-Fee (Mietgebühr) und umfasst sämtliche Kosten mit Ausnahme der Implementierungsaufwendungen. In dieser Mietgebühr sind somit insbesondere die Infrastrukturkosten, die Lizenzen, die Wartungsgebühren, die Backupkosten, die Betriebskosten, etc. enthalten. Diese Gebühr enthält auch den Betrieb der Lösung bei SAP oder bei dem gewählten Hyperscaler, wodurch sich der Kunde in diesem Zusammenhang hier um nichts kümmern muss. Er erhält praktisch ein «rundum sorglos Paket» und klärt alle kommerziellen Aspekte nur mit einem einzigen Partner.

«As a Product»

Natürlich gibt es nach wie vor SAP S/4HANA als klassische on premise Lösung. Dabei handelt es sich um eine standardisierte ERP-Lösung der nächsten Generation, die je nach Kundenwunsch spezifisch angepasst und erweitert werden kann. Der Betrieb erfolgt durch den Kunden selber im eigenen Rechenzentrum, bei einem Hyperscaler oder allenfalls im Outsourcing bei einem professionellen Rechenzentrumsbetreiber.

Der Weg zu SAP S/4HANA AnyPremise kann wahlweise durch eine vollständige Neuimplementierung (Greenfield), eine System-Conversion (Brownfield) von einem früheren SAP ERP-System (Brownfield) oder durch eine «Selective Data Transition» (Bluefield) erfolgen. Der Kunde steuert, wie das System betrieben wird und wie die Implementation erfolgt.

Diese Lösung umfasst alle verfügbaren Branchenlösungen und Länderausprägungen. Zudem kann das SAP S/4HANA AnyPremise praktisch nach Belieben angepasst (Customizing), erweitert (Extensibility) und verändert (Modification) werden. SAP stellt einmal pro Jahr ein neues Release zur Verfügung. Der Kunden entscheidet, ob und wann er ein neues Release einspielt.

Die Lizenzen müssen über einen Einmalbetrag gekauft werden und unterliegen einer jährlichen Wartungsgebühr.

RISE with SAP

Ende Januar 2021 hat SAP ein neues Angebot auf den Markt gebracht:

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Mit diesem neuen Offering soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass es unzählige verschiedene Ausgangspunkte für einen Umstieg nach SAP S/4HANA gibt und es den Kunden und Interessenten schwerfällt, den richtigen Weg zu erkennen. Insbesondere die Verbindung von digitaler Transformation, Wechsel in ein Cloud-Betriebsmodell und der Upgrade auf ein neues SAP-Release führen bis dato aus der Kundenperspektive zu grosser Komplexität, erwarteten hohen Kosten und schwer kalkulierbaren Risiken. Die Ermittlung von belastbaren TCOs ist kaum möglich und erschwert die Argumentation für den zwingend notwendigen Weg, um die Wettbewerbsfähigkeit in der Digitalisierung zu erhalten.

Aus diesem Grund hat SAP alle relevanten Services zu einem Starterpaket zusammengefasst: RISE with SAP. RISE ist kein neuer oder weiterer Upgrade, sondern eine völlige neue Arbeitsweise. SAP bietet den Kunden damit einen «Transformationsbeschleuniger», der alle dafür notwendigen Werkzeuge und Services bereits mit dabei hat:

RISE_with_SAP_Grafik

Folgende Komponenten sind in RISE with SAP enthalten:

  • SAP S/4HANA Cloud (public oder private)
  • Wahlfreiheit bezüglich des Hyperscalers zwischen AWS, Azure, Google und Alibaba
  • Business Process Intelligence (durch die kommende Akquisition von Signavio im März 2021), zur Analyse und Modellierung der Geschäftsprozesse
  • Tools für eine S/4HANA Migration: Custom Code Analyzer und Readiness Check
  • Zugang zur zentralen SAP-Kompetenz- und Lernplattform, dem SAP Learning Hub
  • Startpaket für die weltweit grössten Business Networks (Ariba, Assest Intelligence Network, Logistics Business Network)
  • Credits für die Nutzung der SAP Business Technology Platform (SAP Cloud Platform), für die Anbindung von Umsystemen und die Lösungserweiterung

Für alle diese Komponenten gibt es einen einzigen Preis pro User. SAP bietet RISE with SAP als «One Stop Solution Partner» an. Somit erhält der Kunde ein Angebot, einen Vertrag und einen Partner. SAP kümmert sich im Innenverhältnis um den Betrieb und die Verrechnung mit den Hyperscalern. Das Ziel der SAP mit RISE ist klar: unschlagbare TCOs für die Kunden zu ermöglichen!

Fazit

Mit S/4HANA bietet SAP das derzeit modernste und umfassendste ERP-System an. Diese Lösung lässt sich über verschiedene Betriebsmodelle auf die diesbezüglichen spezifischen Kundenanforderungen ausrichten.

Der maximale Freiheitsgrad kann nach wie vor über ein eigenes SAP S/4HANA AnyPremise System erreicht werden: Volle Flexibilität, vielfältig Anpassbarkeit, vorkonfigurierte Branchenlösungen und Templates stehen den höheren Projektkosten gegenüber. Insbesondere im Vergleich zu den klassischen Cloud Implementierungsprojekten fallen hier deutlich höhere Investitionsausgaben (CAPEX) an. Am anderen Ende des Vergleichs steht die SAP S/4HANA Cloud. Hierbei handelt es sich um eine echte SaaS-Lösung, mit gesharter Cloud Infrastruktur, eingeschränktem Funktionsumfang und aktuell nur wenigen verfügbaren Branchenlösungen, reduzierten Erweiterungsmöglichkeiten und eingeschränktem Zugang ausschliesslich über den Web Browser. Dem gegenüber stehen die grossen Vorteile einer echten SaaS-Lösung: hohe Innovationsfrequenz, volle Standardisierung mit geringen Folgekosten, tiefe CAPEX dafür periodische OPEX über die periodische Mietgebühr, tiefste TCO.

Zwischen diesen beiden Extremen bewegt sich das Modell SAP S/4HANA Cloud, private edition.

Unsere Empfehlung

Der Schachzug der SAP, den Betrieb der SAP S/4HANA Cloud, private edition, an die gängigen Hyperscaler abzugeben, andererseits alle notwendigen Komponenten für eine beschleunigte digitale Transformation in ein Bundle (RISE) zu packen, klingt für uns sehr spannend. De Facto bietet die SAP S/4HANA Cloud, private edition, alles, was man heute an Flexibilität und Funktionsumfang braucht, bietet aber auch alle Vorteile einer echten SaaS-Lösung, obwohl sie das ganz offenkundig nicht ist. Wir sehen hier in den nächsten Monaten und Jahren ein sehr grosses Potential und erwarten einen dementsprechenden Zuspruch zu dieser Lösung.

 

Licht im Cloud-Dschungel

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